Financial Wellbeing Tipps von Thomas Buddenbrook
Die Buddenbrooks sind natürlich nur eine fiktionale Familie aus dem berühmten Roman von Thomas Mann. Es wird das Schicksal einer Kaufmannsfamilie aus Lübeck über mehrere Generationen hinweg geschildert oder präziser: der “Verfall” dieser reichen Kaufmannsfamilie. Wie in kaum einem anderen Roman geht es um Geld... Viel Geld! Und darüber, was Geld ermöglicht, aber auch verhindert und verschlimmert. Wir können viel daraus lernen.
Im Mittelpunkt des Romans steht Thomas Buddenbrook, ein Mann, der mit Stolz und Ehrgeiz das Familiengeschäft weiterführt. Sein Verhältnis zu seinen Geschwistern, Tony und Christian, ist komplex. Tony, seine ältere Schwester und deren Financial Wellbeing Tipps ich woanders in meinem Blog beschreibe, erlebt eine Reihe von unglücklichen Ehen, während Christian, sein jüngerer Bruder, eher als der "schwarze Schaf" der Familie angesehen wird, geprägt von Krankheiten und einem unsteten Lebensstil. Während Thomas als die Säule der Familie fungiert, symbolisieren Tony und Christian die verschiedenen Wege, wie der Druck der Familienerwartungen Individuen formen und beeinflussen kann.
Oberflächlich betrachtet kann der Senator Thomas Buddenbrook als unsympathisch angesehen werden. Seine Eitelkeit sticht hervor und befremdet. Christian, sein Bruder, wirft ihm einmal vor “wie satt ich das alles [an Dir] habe, dies Taktgefühl und Feingefühl und Gleichgewicht, diese Haltung und Würde … wie sterbenssatt!”. Und in der Tat ist Thomas Buddenbrook sehr besorgt über sein äußeres Erscheinungsbild und den sozialen Status der Familie. Dies zeigt sich besonders in seiner Beziehung zu Tony. Als Tony von Permaneder, ihrem zweiten Ehemann, Unterirdisches erfährt, rät Thomas ihr, bei ihm zu bleiben, hauptsächlich um den Ruf der Familie zu schützen – selbst auf Kosten von Tonys persönlichen Glücks und Wohlbefindens.
Aber hinter dieser Fassade verbirgt sich eine tief tragische Figur. Thomas' Bestrebungen und Ehrgeiz sind weniger eine Frage persönlicher Eitelkeit als vielmehr ein Produkt der Erwartungen und des Drucks, der auf ihm lastet, das Erbe seiner Vorfahren fortzuführen. Er ist in einer Rolle gefangen, die ihm sowohl von seiner Familie als auch von der Gesellschaft auferlegt wird. Dieses ewige Streben nach Perfektion und Anerkennung führt zu seinem inneren Zerfall und letztlich zu seinem tragischen Ende.
“Wie bis zur Unkenntlichkeit verändert sein Gesicht sich ausnahm, wenn er sich allein befand! Die Muskeln des Mundes und der Wangen, sonst diszipliniert und zum Gehorsam gezwungen, im Dienste einer unaufhörlichen Willensanstrengung, spannten sich ab, erschlafften; wie eine Maske fiel die längst nur noch künstlich festgehaltene Miene der Wachheit, Umsicht, Liebenswürdigkeit und Energie von diesem Gesichte ab, um es in dem Zustande einer gequälten Müdigkeit zurückzulassen; die Augen, mit trübem und stumpfem Ausdruck auf einen Gegenstand gerichtet, ohne ihn zu umfassen, röteten sich, begannen zu tränen – und ohne Mut zu dem Versuche, auch sich selbst noch zu täuschen, vermochte er von allen Gedanken, die schwer, wirr und ruhelos seinen Kopf erfüllten, nur den einen, verzweifelten festzuhalten, daß Thomas Buddenbrook mit zweiundvierzig Jahren ein ermatteter Mann war."
Financial Wellbeing geht über bloßen finanziellen Reichtum hinaus. Wie ich in meinem Buch schreibe, geht es darum, uns ein schönes Leben in Sicherheit und Zufriedenheit – heute, morgen und übermorgen – zu ermöglichen. Es geht darum, ein Gleichgewicht zwischen finanzieller Sicherheit und Lebenszufriedenheit zu finden! Dazu braucht man auch Geld. Aber man braucht nicht nur Geld. Und Thomas Buddenbrook ist der Beweis. Denn obwohl Thomas Buddenbrook materiell wohlhabend war, fehlte ihm dieses Gleichgewicht. Sein Reichtum bot ihm keine innere Zufriedenheit oder Sicherheit. Ständig geplagt von den Erwartungen der Gesellschaft und der eigenen Familie, konnte er nie wahres Financial Wellbeing erreichen.
Und so kann vielleicht jeder etwas von Thomas Buddenbrook lernen.
Thomas' Leben dient als mahnendes Beispiel dafür, dass es ist wichtig, eigene Werte und Bedürfnisse zu erkennen und danach zu leben, anstatt sich ständig von äußeren Erwartungen leiten zu lassen. Ein Gleichgewicht zwischen finanziellen Zielen und persönlichem Glück ist entscheidend.
Das neue Haus, das Thomas Buddenbrook seiner Familie baut, ist ein Zeichen seines Erfolgs und seines Wunsches, seinen sozialen Status zu zeigen. Es ist ein prächtiges, beeindruckendes Gebäude, ausgestattet mit allem Luxus und Komfort, den man sich in dieser Zeit vorstellen kann. Thomas investiert viel Zeit, Mühe und Geld in den Bau und die Einrichtung des Hauses, um sicherzustellen, dass es ein wahres Meisterwerk ist. Das Haus bietet auch den Gesprächsstoff in der Stadt. Er hat viele Neider. Aber wie leer, einsam und unerfüllt er sich darin fühlt. Gegen Ende seines Lebens reflektiert er:
"Was für ihn zu erreichen gewesen war, hatte er erreicht, und er wußte wohl, daß er den Höhepunkt seines Lebens, wenn überhaupt, wie er bei sich hinzufügte, bei einem so mittelmäßigen und niedrigen Leben von einem Höhepunkte die Rede sein konnte, längst überschritten hatte.”
Wie häufig waren unsere Entscheidungen hinsichtlich dessen, wie wir Geld verdienen und ausgeben wollen durch das bestimmt, was uns Lebenssinn und Lebensfreude bereitet? Oder ging es vielleicht auch eher um Erwartungsdruck und unhinterfragte Annahmen?
Hier sind einige Beispiele für Ausgaben, die eigentlich nicht gemacht werden müssen weil sie weder Lebenssinn noch Lebensfreude steigern; die aber vielleicht “erwartet” werden.
Gehaltserhöhung oder Beförderung: Viele Menschen denken, dass sie nach Gehaltserhöhung oder Beförderung nun ein luxuriöseres Auto oder eine größere Wohnung brauchen.
Hochzeit: Viele Paare denken, sie müssten eine große und teure Hochzeitsfeier veranstalten. Oder sie investieren in teure Flitterwochen, weil es von ihnen erwartet wird.
Nachwuchs: Mit der Ankunft eines Kindes fühlen sich viele Eltern verpflichtet, das neueste und beste Babyzubehör zu kaufen, obwohl preiswertere Alternativen oft genauso gut funktionieren.
Umzug in eine wohlhabende Nachbarschaft: Der Druck, mit den Nachbarn "mithalten" zu können, kann dazu führen, dass man in teure Gartenarbeit, Hausrenovierungen oder in ein neues Heimkino investiert.
Eintritt in einen Club oder eine soziale Gruppe: Dies kann den Druck erhöhen, teurere Kleidung zu tragen, teurere Hobbys aufzunehmen oder sogar in teure Urlaube zu investieren, um "dazuzugehören".
Erwachsene Kinder: Eltern könnten sich verpflichtet fühlen, die Hochzeitskosten zu übernehmen, für die Bildung zu zahlen oder sogar dabei zu helfen, ein Haus zu kaufen.
All diese Dinge — vom luxuriöseren Auto bishin zum Heimkino — können legitime Anschaffungen sein, wenn sie Lebenssinn und Lebensfreude steigern. Aber sie können auch unglücklich machen. Zum Beispiel weil sie zu finanziellem Ruin führen.
Bei Thomas Buddenbrook trägt der Erfolgsdruck schließlich auch zu dessen finanziellem Misserfolg bei: kognitive Verzerrungen wie Übermut und Verlustaversion regten ihn dazu an, ein Geschäft einzugehen, das er im Kern wenig verstand. Allein die Aussicht auf finanziellen Erfolg – und die Hoffnung, einen größeren Profit einzufahren als sein Hauptkonkurrent – trieben ihn zu dieser eklatant gescheiterten Investition.
Und so bieten sich in der Geschichte von Thomas Buddenbrook vielleicht auch einige Lektionen für Finanz- und Vermögensberater: Thomas' Geschichte bietet eine Erinnerung daran, dass eine ganzheitliche Finanzplanung über reine Zahlen hinausgehen muss. Es geht darum, die Menschen als Ganzes zu sehen, seine Werte, Träume, Verzerrungen und Ängste zu verstehen. Statt nur den materiellen Reichtum zu maximieren, sollten Berater ihren Kunden helfen, ein Gleichgewicht zwischen finanzieller Sicherheit und Lebenszufriedenheit zu finden – ein echtes Financial Wellbeing.
Thomas Buddenbrooks Leben und seine Entscheidungen können uns allen wertvolle Lektionen über das Wesen von Financial Wellbeing beibringen. Es ist eine Erinnerung daran, dass Geld eine Zutat für ein schönes Leben ist. Ohne Geld geht es nicht. Aber mit Geld allein geht es ebenso wenig. Und deshalb ist es so wichtig zu verstehen, was auf dem Bankkonto passiert… Und was im Kopf passiert. Money und Mindset.