Financial Wellbeing Tipps von Christian Buddenbrook

Das Familienepos “Die Buddenbrooks” von Thomas Mann fasziniert mich. Als Hamburger spüre ich eine gewisse hanseatische Tradition, die in dem Buch transportiert wird und die auch mir subtil nahegelegt wurde. Darüber hinaus allerdings beobachtete ich beim zweiten Lesen des Buches in meinem Sommerurlaub, dass Thomas Mann viele Ratschläge zum richtigen Umgang mit Geld in seinem Werk versteckt zu haben scheint. Sie resonieren gut mit den Ratschlägen aus meinem eigenen Buch.

In anderen Blogposts schrieb ich schon von Tony und Thomas Buddenbrook – zwei Hauptcharakteren, die den Verfall dieser reichen Kaufmannsfamilie aus der Hansestadt Lübeck begleiteten. Während Thomas die Rolle des verantwortungsbewussten Geschäftsmannes und Familienoberhaupts übernimmt, ist Christian das schwarze Schaf der Familie, impulsiv, unzuverlässig und oft in der Flucht vor Verantwortung. Ihr Verhältnis ist geprägt von Missverständnissen, Differenzen und einer tiefen Kluft in Bezug auf Lebensansichten und Prioritäten.

In der erzählerischen Darstellung von Thomas Mann wird Christian oft in einem wenig schmeichelhaften Licht präsentiert. Er wird als neurotisch, launisch und verantwortungsscheu dargestellt. Mann verleiht ihm Züge, die ihn oft lächerlich und inkonsequent erscheinen lassen. Dieses Porträt kann vielleicht als Thomas Manns Kritik (oder Rache?) an Personen interpretiert werden, die nicht den traditionellen Normen und Werten der Gesellschaft folgen.

Aber ich halte eine wohlwollendere Interpretation des Charakters von Christian Buddenbrook für angebracht.

Bei Financial Wellbeing geht es nicht nur darum, dass wir Geld so ausgeben und sparen, so dass wir heute, morgen und übermorgen ein glückliches (das heißt von Lebensfreude und Lebenssinn geprägtes) Leben haben. Darüber hinaus geht es darum, dass wir Geld auf eine Art und Weise verdienen (müssen), die uns glücklich macht.

Genau hier können wir von Christian Buddenbrook lernen. Denn der Arme hatte nie die Gelegenheit festzustellen, was er eigentlich kann und will. Christian wurde, wie es in seiner Familie erwartet wurde, für das Geschäftsleben ausgebildet. Die Familie hoffte, dass er, genau wie sein Bruder Thomas, eine wichtige Rolle im Familienunternehmen übernehmen würde.

Stattdessen jedoch unternahm Christian nach der Ausbildung zahlreichen Reisen, insbesondere in London und später auch in Südamerika. Nachdem er viele Jahre im Ausland verbracht hatte, kehrte er nach Lübeck zurück. Er versuchte es, in das Familienunternehmen einzusteigen, konnte jedoch nie die gleiche Verantwortung und Position wie sein Bruder übernehmen. Den Willen aus dem Familienunternehmen auszusteigen, erklärte er wie folgt:

“Siehst du: zu Anfang war ich ja außerordentlich zufrieden … und ich habe es hier ja auch besser, als in einem fremden Geschäft. Aber was mir fehlt, ist die Selbständigkeit, glaube ich … Ich habe dich immer beneidet, wenn ich dich sitzen sah und arbeiten, denn es ist eigentlich gar keine Arbeit für dich; du arbeitest nicht, weil du mußt, sondern als Herr und Chef, und läßt andere für dich arbeiten und machst deine Berechnungen und regierst und bist frei … Das ist ganz etwas anderes.”

Die Selbstständigkeit ist innerhalb einer Kaufmannsfamilie natürlich ein akzeptabler Grund, nicht das Familienunternehmen fortzuführen. Wahrscheinlich wusste dies auch Christian. Und so freute er sich über den leichten Abgang. Nur: Die darauf folgende Selbstständigkeit war natürlich überhaupt nicht seine Sache. Ein paar Jahre später gesteht er: “Die Selbständigkeit ist so gar nichts für mich, das merke ich mehr und mehr. Diese Verantwortlichkeit … Als Angestellter geht man abends sorglos nach Hause …”

Thomas Manns Onkel Friedrich Mann, das Modell für Christian Buddenbrook

Bis dahin hat Christian Buddenbrook seiner Familie viel Geld gekostet. Nicht allein deshalb, weil seine Betriebe mehrfach vor dem Bankrott gerettet werden mussten. Auch seine regelmäßigen Auslandsreisen, sein Hang zum Luxus und seine Neigung, Geld für Vergnügungen auszugeben, verursachen erhebliche Kosten, die die finanzielle Situation der Familie belasten. Dann sind da noch Christians gesundheitliche Probleme, die wiederholt medizinische Behandlungen, Arztbesuche und sogar Klinikaufenthalte erfordern. Und schließlich führt Christians Verhalten und seine Entscheidungen zu einem Reputationsverlust der Familie in der Gesellschaft von Lübeck.

Hätte Christian doch die Freiheit gehabt, festzustellen, was er wirklich will, worin er von sich aus gut wäre.

Hätte Christian mehr Zeit für Selbstreflexion aufgebracht (oder wenn ihm dies ermöglicht worden wäre), wäre er möglicherweise zu der Erkenntnis gekommen, dass seine wahren Leidenschaften und Talente außerhalb des Familiengeschäfts liegen. Er hätte erkannt, dass er eine andere Lebensrichtung einschlagen muss, um etwas zu finden, dass näher an seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen ist.

Seine wiederkehrende Unzufriedenheit wäre für ihn nicht mehr nur ein Zeichen seiner "Schwäche" oder "Taugenichts"-Natur gewesen, sondern ein Hinweis darauf, dass er eine andere berufliche Richtung einschlagen muss.

Vielleicht hätte Christian verstanden, dass sein Hang zur Schauspielerei und sein Interesse an exotischen Orten mehr waren als bloße Fluchten, sondern Hinweise auf tiefere, ungelebte Leidenschaften.

Christian hätte vielleicht aufgrund all dessen erkannt, dass er sich lediglich in einem „Job“ befand und nicht in einer „Berufung“. Dies könnte ihm helfen, mutige Entscheidungen zu treffen, um eine erfüllendere Karriere zu suchen.

Anstatt sich von den Erwartungen und dem Erfolg seines Bruders Thomas erdrücken zu lassen, hätte er seinen Neid nutzen können, um herauszufinden, was er wirklich will.

Jede Eskapade, jeder Fehler hätte ihm als Lernmöglichkeit dienen können, um näher an seine wahre Berufung zu gelangen.

Und darin liegen die Tipps von Christian Buddenbrook — nämlich all diese Dinge für unseren eigenen Erfolg zu unternehmen!

Zusammengefasst hätte Christian Buddenbrook durch diese Tipps ein klareres Verständnis seiner wahren Berufung und einen konstruktiveren Umgang mit seinen inneren Konflikten und der familiären Erwartungshaltung entwickeln können. Es ist möglich, dass er einen erfüllenderen und authentischeren Lebensweg gefunden hätte, der sowohl seinen persönlichen Bedürfnissen als auch seiner Verantwortung gegenüber der Familie gerecht wird.

Aber das war ihm nicht möglich. Und um diese Restriktionen, die wiederum nur zustande kamen aufgrund einer spezifischen Haltung zu Status und Geld, geht es in den Buddenbrooks. Christian, Tony und Thomas: Sie alle waren reich. Sie alle hatten viel Geld und unterschiedlichste Vermögensarten. Aber sie hatten – jeder aus unterschiedlichen Gründen – geringes Financial Wellbeing.

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