Mit Schopenhauer fürs 100-Jahre-Leben wappnen

Am Morgen des 9. Juli  bin ich am Mainufer entlang gejoggt und habe das Hotel Schopenhauer Hof passiert. Das Hotel ist unweit der Stelle, an der Arthur Schopenhauer viele Jahre seines Lebens verbracht hat. Als ich an dem Gebäude vorbei lief, dachte ich über Schopenhauer und seine Philosophie nach.

Schopenhauer war bekannt für seinen Pessimismus. Er sah das Leben als eine endlose Reihe von Leiden und Schmerzen an, die durch unseren unaufhörlichen Willen und unsere Wünsche verursacht werden. Für Schopenhauer war das menschliche Dasein von Natur aus tragisch und oft sinnlos.

Diese Sichtweise mag auf den ersten Blick düster erscheinen. Aber sie bietet auch wertvolle Einsichten für unsere heutige Zeit. In einer Welt, die von ständiger Veränderung und Unsicherheit geprägt ist, kann Schopenhauers Philosophie uns helfen, mit den unvermeidlichen Schwierigkeiten des Lebens umzugehen.

Am Abend zuvor habe ich einen Freund getroffen, dessen Schwester ganz aufgelöst war, weil sie gerade ihren Job verloren hatte. Kürzungen, Umstrukturierungen, etc… Sie hätte nach Berlin ziehen können. Oder Sydney. Will sie aber (verständlicher Weise) nicht.

Vielleicht hätte Schopenhauer ihr etwas Trost geboten: Für die Schwester meines Freundes war die Entlassung ein schwerer Schlag. Es ist verständlich. Doch Schopenhauer hätte ihr vielleicht nahegelegt, diese Herausforderung in einem anderen Licht zu sehen. Anstatt sich von der Entlassung überwältigen zu lassen, könnte sie sie als eine unvermeidliche Episode im großen Bild des Lebens betrachten – eine Episode, die zwar schmerzhaft ist, aber auch Raum für neues Wachstum und neue Möglichkeiten bietet.

Andrew Scott und Linda Gratton beschreiben in ihrem Buch "The 100-Year-Life" die Idee des Multi-Stufen-Lebens: Sie argumentieren, dass es in unserer modernen Welt normal ist, Übergangsphasen aus verschiedenen Gründen zu erleben. Diese können durch technologische Veränderungen wie künstliche Intelligenz und Robotik verursacht werden, aber auch durch persönliche Entscheidungen, wie den Wunsch, eine berufliche Auszeit zu nehmen, sich um Kinder zu kümmern oder einfach eine neue berufliche Richtung einzuschlagen. Diese Übergangsphasen sind Teil eines längeren, vielfältigeren Lebens, das aus vielen verschiedenen Stufen besteht.

Diese Perspektive hilft uns zu verstehen, dass Entlassungen und andere berufliche Veränderungen nicht nur Rückschläge, sondern auch natürliche und manchmal notwendige Übergänge in unserem Multi-Stufen-Leben sind. Sie bieten uns die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen, neue Interessen zu verfolgen und uns immer wieder neu zu erfinden.

Scott und Gratton sehen das 100-Jahre-Leben im Grunde positiv. Sie betonen, dass diese verlängerte Lebensspanne uns viele Möglichkeiten bietet und wir sie nicht nur als Quelle von Problemen betrachten sollten. Mehr Zeit zu haben, kann eine wunderbare Gelegenheit sein, um neue Fähigkeiten zu erlernen, verschiedene Karrieren zu verfolgen und sich persönlich weiterzuentwickeln.

Doch während Scott und Gratton die positiven Aspekte der Langlebigkeit hervorheben, erinnert uns Schopenhauer daran, dass das Leben trotz dieser Möglichkeiten immer noch voller Herausforderungen und Leiden ist. Schopenhauer lehrt uns, dass wir diese Schwierigkeiten nicht ignorieren oder verdrängen sollten. Stattdessen sollten wir sie als unvermeidliche Bestandteile unseres Daseins akzeptieren und daraus lernen, innerlich stärker zu werden.

Ein wenig Pessimismus, wie Schopenhauer ihn vertrat, kann tatsächlich hilfreich sein, wenn wir das 100-Jahre-Leben planen. Denn schlechte Zeiten werden kommen, und es ist wichtig, darauf vorbereitet zu sein. Von Schopenhauer können wir lernen, dass das Leben nicht immer glatt verläuft und dass wir uns mental auf Rückschläge einstellen sollten. Indem wir uns darauf vorbereiten, dass nicht immer alles positiv sein wird, können wir resilienter werden und besser mit den unvermeidlichen Schwierigkeiten umgehen.

Schopenhauers Philosophie kann uns helfen, die Unvermeidlichkeit des Leidens zu akzeptieren und die Herausforderungen als natürliche Bestandteile unseres Lebens zu sehen. So können wir nicht nur die positiven Aspekte eines langen Lebens genießen, sondern auch die negativen Phasen mit Gelassenheit und innerer Stärke meistern.

Ein wenig Pessimismus, wie Schopenhauer ihn vertrat, kann tatsächlich hilfreich sein, wenn wir das 100-Jahre-Leben planen. Denn schlechte Zeiten werden kommen (so wie bei der Schwester von meinem Freund). Und es ist wichtig, darauf vorbereitet zu sein. Von Schopenhauer können wir lernen, dass das Leben nicht immer glatt verläuft und dass wir uns mental auf Rückschläge einstellen sollten. Indem wir uns darauf vorbereiten, dass nicht immer alles positiv sein wird, können wir resilienter werden und besser mit den unvermeidlichen Schwierigkeiten umgehen.

Es ist ironisch, aber wahr: Für ein schönes, langes Leben braucht man auch ein wenig mehr Pessimismus. Diese Sichtweise hilft uns nicht nur mental, sondern auch praktisch, uns auf die Herausforderungen vorzubereiten.

Auf finanzieller Seite gibt es zwei wesentliche Strategien, um für ein 100-Jahre-Leben gut gerüstet zu sein. Erstens, Rücklagen für Notfälle sind unerlässlich. Ob es die kaputte Waschmaschine ist oder unerwartete medizinische Ausgaben – solche Reserven helfen uns, kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken.

Zweitens, und vielleicht noch wichtiger, sind Rücklagen für Übergangsphasen. Diese Phasen können viele Formen annehmen: eine berufliche Weiterbildung, ein Sabbatical, ein Burnout, das eine Auszeit erfordert, oder eine unerwartete Entlassung. Finanzielle Rücklagen ermöglichen es uns, diese Übergänge ohne große finanzielle Sorgen zu meistern und neue Wege zu erkunden.

Die positive Kraft von Schopenhauers Pessimismus liegt darin, dass er uns lehrt, uns auf diese unvermeidlichen Schwierigkeiten vorzubereiten. Mit dieser philosophischen Grundlage können wir proaktiv handeln und sicherstellen, dass wir finanziell abgesichert sind, um den Herausforderungen des Lebens gelassen entgegenzutreten.

Diese und weitere Themen behandle ich ausführlich in meinen Büchern “Cleveres Krisen-Mindset” und “Der Weg zu Glück und Wohlstand im 100-Jahre-Leben”, die im September und Oktober erscheinen. Sie bieten praktische Ratschläge und philosophische Einsichten, um ein langes und erfülltes Leben zu planen und zu genießen.

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