Financial Wellbeing Tipps von Hanno Buddenbrook

Hanno Buddenbrook ist – so wie Tony, Christian, und Thomas – ebenso eine zentrale Figur in Thomas Manns Roman "Buddenbrooks". Er repräsentiert die vierte und letzte Generation der Familie Buddenbrook und symbolisiert zugleich den Untergang des Buddenbrook-Handelshauses und der damit verbundenen Familientradition. Wie die anderen, vermittelt auch Hanno einige Weisheiten über den richtigen Umgang mit Geld.

Von Geburt an ist Hanno körperlich schwach und von fragiler Gesundheit. Wichtiger noch für die Buddenbrooks: Er zeigt wenig Interesse oder Eignung für die Geschäftswelt. Im Gegensatz zu den Geschäftsambitionen seiner Vorfahren zeigt Hanno eine starke Neigung zur Musik und Kunst. Er ist besonders talentiert am Klavier und hat eine tiefe Liebe zur Musik, die ihm als Zuflucht dient.

Einmal sitzt die Familie im Salon, und der sechsjährige Hanno Buddenbrook fängt an zu spielen. Tony Buddenbrook ist begeistert:

“‘Wie spielt der Junge! Wie spielt das Kind!’ rief sie aus, indem sie beinahe weinend auf ihn zueilte und ihn in die Arme schloß.

‘Gerda, Tom, er wird ein Mozart, ein Meyerbeer, ein …’ und in Ermangelung eines dritten Namens von ähnlicher Bedeutung, der ihr nicht sogleich einfiel, beschränkte sie sich darauf, ihren Neffen, der, die Hände im Schoße, noch ganz ermattet und mit abwesenden Augen dasaß, mit Küssen zu bedecken.

‘Genug, Tony, genug!’ sagte der Senator leise. ‘Ich bitte dich, was setzest du ihm in den Kopf …’”

Thomas Buddenbrook wollte natürlich nicht, dass aus seinem Sohn ein Musiker wird. Ein Musiker? Gott bewahre! Seine Hoffnungen bestanden natürlich darin, aus Hanno “doch einen echten Buddenbrook, einen starken und praktisch gesinnten Mann mit kräftigen Trieben nach außen, nach Macht und Eroberung” machen zu wollen.

Der neunjährige Thomas Mann. Viele Erlebnisse des Hanno Buddenbrook waren seine eigenen.

Immer wieder versuchte Thomas Buddenbrook, seinen Sohn für dieses Geschäftsleben mental und intellektuell vorzubereiten: Wirst Du einmal die Firma übernehmen?, so drängte er ihn stets. Und Hanno antwortete stets “Ja”. Aber nicht mehr… und ohne Leidenschaft.

Meine eigenen und mit meinem Buch veröffentlichten Forschungen haben gezeigt, dass wenn man eine starke und konkrete Verbindung zu seinem zukünftigen Selbst hat, dann unternimmt man eine komplett andere Art von Finanzplanung, als wenn man eine vage oder bedeutungslose Idee davon hat. Mit einer konkreten und bedeutungsvollen Verbindung strebt man andere Einkommen an, geht anders mit Schulden um, spart mehr für die Zukunft und so weiter.

Hal Hershfield hat allein zu diesem Thema kürzlich ein Buch veröffentlicht. Hal ist ein Verhaltensforscher, der sich ebenso intensiv mit der Wahrnehmung der Zeit und unserem zukünftigen Selbst beschäftigt hat. Ein zentrales Thema seiner Arbeit ist die Idee, dass Menschen dazu neigen, ihr zukünftiges Selbst als eine Art Fremden zu betrachten, was oft dazu führt, dass sie kurzfristige Belohnungen über langfristige Ziele stellen.

Ein Schlüsselergebnis seiner Forschung ist, dass wenn Menschen eine stärkere emotionale Verbindung zu ihrem zukünftigen Selbst herstellen können, sie eher geneigt sind, in ihrem gegenwärtigen Leben Entscheidungen zu treffen, die ihrem zukünftigen Selbst zugutekommen. Und seine Schlussfolgerung daraus ist, dass das Erzeugen einer konkreten und emotionalen Verbindung zu unserem zukünftigen Selbst uns helfen kann, bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen und unsere langfristigen Sparziele zu priorisieren.

Und hier liegt die Lektion in der Figur des Hanno Buddenbrook. Sein Vater hat ihn zwar regelmäßig dazu ermuntert, an die Zukunft zu denken. Aber es ging hierbei nicht um eine intrinsisch motivierte oder für Hanno bedeutungsvolle Zukunft. Wiederum ging es allein um Status und die Aufrechterhaltung der Familie und des Familienunternehmens: nicht um die Ambitionen, Bedürfnisse, Talente und Wünsche des Jungen selbst. Die emotionale Seite blieb außen vor.

Aber eine einseitig auf die finanzielle und berufliche Situation bezogene Vision für sich selbst ist nicht intrinsisch motiviert. Sie wird nicht funktionieren. Erst eine Vision, die berücksichtigt, was einem Freude macht, was einem Lebenssinn gibt, mit wem man Zeit verbringen möchte, wie und wo man leben möchte, etc. ist eine nachhaltige Vision.

Hanno stirbt jung. Er war häufig krank und gesundheitlich schwach. Aber er hatte auch keine Motivation zu leben. Sein Tod besiegelt den endgültigen Niedergang der Familie Buddenbrook. Sein Tod markiert das Ende einer Ära und den Verlust der Familie Buddenbrooks Hoffnungen und Ambitionen, sowie das Ende des Status und die Auflösung des Vermögens.

Hannos Charakter stellt viele der Themen des Romans in den Vordergrund, wie den Konflikt zwischen Kunst und Geschäft, den Verfall von Traditionen und den unerbittlichen Lauf der Zeit. Er ist ein Symbol für den Wandel, den die Familie durchmacht, und für die unausweichlichen Herausforderungen, die mit dem Fortschreiten der Generationen einhergehen. Seine Sensibilität und sein Leiden sind Ausdruck der komplexen emotionalen Landschaft des Romans und machen ihn zu einer der berührendsten und denkwürdigsten Figuren in "Buddenbrooks".

Natürlich kannte Thomas Mann nicht den Begriff des “Financial Wellbeing”. Aber ich denke, dass eines seiner Anliegen mit dem Roman der Buddenbrooks es war, seinen Lesern einen besseren Umgang mit Geld – sowohl was Geldmanagement angeht, aber vor allem, was dessen mentale Seite oder die Einstellung zu Geld eingeht – beizubringen. Die Nachricht lautet kurzum: ein einseitiger Fokus auf Geld und Status macht uns alle unglücklich. Und führt zu finanziellem Ruin.

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Finanzielle Bildung: Ist Unwissenheit wirklich das Problem oder nur eine faule Ausrede?