Financial Wellbeing Tipps von einem englischen Butler

„Was vom Tage übrig blieb“ von Kazuo Ishiguro erzählt die Geschichte von Stevens, einem englischen Butler, der auf sein Leben und seine Dienstzeit bei Lord Darlington vor dem Zweiten Weltkrieg zurückblickt. Stevens widmet sein Leben der idealen Vorstellung des perfekten Butlers, wobei er Pflicht, Würde und Dienst an seinem Arbeitgeber über alles stellt. Dabei unterdrückt er seine Emotionen (Angst, Freude, Aufregung, Liebe) und vernachlässigt persönliche Beziehungen, insbesondere zu Miss Kenton. Am Ende erkennt Stevens die Konsequenzen seiner Entscheidungen, doch er klammert sich an seine Identität und Aufgabe als Butler.

Diese Erzählung bietet interessante Einblicke in mein Konzept des „Financial Wellbeing“, welches nicht nur die finanzielle, sondern auch die mentale Seite des Umgangs mit Geld umfasst. Wie ich in meinem Buch schreibe, geht es darum, das eigene finanzielle Leben zu verstehen und zu steuern, sich der Herausforderungen bewusst zu sein und Entscheidungen zu treffen, die mit den eigenen Werten und langfristigen Zielen im Einklang stehen. „Was vom Tage übrig blieb“ hält einige Lektionen zum Thema „Financial Wellbeing“ bereit.

Zwei ganz unterschiedliche Bücher: aber vielleicht mit ähnlichem Anliegen.

Die erste Lektion betrifft die „Verfolgung von Freude und Glück“. Stevens findet Freude und Sinn darin, seinem Arbeitgeber zu dienen, doch dies geht auf Kosten seines eigenen Glücks und seiner Erfüllung. Er erforscht nicht, was ihm persönlich Freude, Zufriedenheit und ein Gefühl der Kompetenz abseits seiner beruflichen Rolle bringt. Eine Szene, die dies veranschaulicht, ist, als Miss Kenton versucht, Stevens näherzukommen, er jedoch aufgrund seiner Pflichten und seiner emotionalen Zurückhaltung nicht darauf eingeht. „Sie gehören hierher“, sagt Miss Kenton, doch Stevens bleibt unnahbar, gebunden an seine Rolle und Pflichten.

Die zweite Lektion ist die „Zukunftsplanung“. Stevens konzentriert sich auf seine unmittelbaren Aufgaben und Verantwortlichkeiten und verhindert damit, über seine eigenen zukünftigen Bedürfnisse, Hoffnungen und Ängste nachzudenken. Er plant keine Zukunft jenseits seiner Rolle als Butler, was an Personen erinnert, die nicht für ihre finanzielle Zukunft und den Ruhestand planen. Eine prägnante Szene ist Stevens’ Besuch bei Miss Kenton, die nun verheiratet ist und eine Familie hat. Stevens erkennt die verpassten Möglichkeiten und was vom Tage übrig blieb, sind Erinnerungen und Bedauern.

Die dritte Lektion handelt von „Bedauern und Reflexion“. Das Bedauern, das Stevens später im Leben empfindet, dient als Erinnerung an die möglichen Konsequenzen, wenn man die eigenen Bedürfnisse und Wünsche nicht priorisiert. Es unterstreicht die Bedeutung der Balance zwischen Pflicht und persönlicher Erfüllung. Eine Szene, die dies illustriert, ist Stevens’ Moment der Selbstreflexion am Pier, wo er die „verlorene Größe“ und die verpassten Chancen auf Glück und Liebe betrachtet.

Die vierte Lektion ist „Selbstwahrnehmung“. Stevens’ Mangel an Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion verhindert, dass er seine Wünsche und Bedürfnisse erkennt und darauf reagiert. Dies steht im Einklang mit dem Konzept des „Financial Wellbeing“, bei dem Selbstkenntnis für sinnvolle Lebens- und Finanzentscheidungen unerlässlich ist. Als Stevens auf seiner Reise durch England mit den Konsequenzen seiner Loyalität zu Lord Darlington konfrontiert wird, wird sein Mangel an Selbstwahrnehmung deutlich.

Kurzum, Stevens verschwendet sein Leben in dem er alles vernachlässigt, was ein Leben erst lebenswert macht. Als ihm das dämmert, ist es schon zu spät. Und so richtet er seine Aufmerksamkeit lieber auf das, was in seiner Komfortzone liegt: die Arbeit als würdevoller Butler ohne irgendwelche eigenen Ansprüche.

Zusammenfassend hält „Was vom Tage übrig blieb“ wichtige Lektionen zum „Financial Wellbeing“ bereit. Die Geschichte von Stevens lehrt uns die Bedeutung der Verfolgung von persönlichem Glück, der Zukunftsplanung, der Reflexion über Bedauern und der Selbstwahrnehmung. Diese Lektionen können uns dabei helfen, sowohl finanziell als auch mental kluge Entscheidungen zu treffen und ein erfülltes Leben zu führen, das nicht nur von externen Erwartungen, sondern auch von authentischer Selbstverwirklichung geprägt ist.

Zurück
Zurück

Die Stärken und Grenzen der Verhaltensökonomie

Weiter
Weiter

Expertenrunde zu Purpose