Expertenrunde zu Purpose
In meiner heutigen fiktiven Expertenrunde interviewte ich die von mir erfundenen Amanda Davies und Peter Dhillon. Amanda lernte bei Angela Duckworth, eine amerikanische Psychologin und Professorin an der University of Pennsylvania, die für ihre Forschung über Grit, also Durchhaltevermögen und Leidenschaft bei der Verfolgung langfristiger Ziele, bekannt ist.
Und Peter Dhillon ist ein Schüler von Paul Dolan, einem britischen Verhaltensökonomen und Professor an der London School of Economics. Er ist bekannt für seine Forschungen auf dem Gebiet der Glücksökonomie und Verhaltenswissenschaften.
Frau Davies und Herr Dhillon. Ich freue mich, dass Sie heute hier sind. Ich würde gern damit beginnen, dass Sie kurz Ihre Arbeiten zu Grit und Happiness By Design zusammenfassen. Worum geht es in Ihrer Arbeit?
Amanda Davies: Es ist mir eine Freude, hier zu sein. In meiner Arbeit konzentriere ich mich, so wie meine Mentorin, auf das Konzept des "Grit", das Durchhaltevermögen und Leidenschaft für langfristige Ziele umfasst. Angela hat festgestellt, dass Grit ein entscheidender Faktor für den Erfolg in verschiedenen Lebensbereichen ist, oft sogar wichtiger als traditionelle Erfolgsmetriken wie Intelligenz oder sozioökonomischer Status. Ein zentraler Aspekt von Grit ist der "Purpose", also der Sinn oder Zweck, den wir in unseren Aktivitäten und Zielen sehen. Menschen mit einem starken Purpose sind eher in der Lage, die notwendige Leidenschaft und Ausdauer aufzubringen, um ihre langfristigen Ziele zu erreichen.
Peter Dhillon: Vielen Dank für die Einladung. Meine Arbeit konzentriert sich auf das Verständnis von Glück und wie man es im täglichen Leben gestalten kann. In dem Buch meine Doktorvaters Paul Dolan "Happiness by Design" schlage er vor, dass Glück aus zwei Hauptkomponenten besteht: Vergnügen und Purpose. Vergnügen bezieht sich auf positive Gefühle und angenehme Erfahrungen, während Purpose das Gefühl von Sinnhaftigkeit und Bedeutung in unserem Leben beschreibt. So wie Paul betone ich, dass wir unser Glück effektiver steigern können, indem wir unsere Aktivitäten und Verhaltensweisen so gestalten, dass sie sowohl Vergnügen als auch Purpose maximieren, anstatt uns nur auf unsere Gedanken und Einstellungen zu konzentrieren.
Vielen Dank dafür. Das sind beides zwei sehr spannende Forschungsprojekte, die Sie haben. Können Sie mir ein Beispiel nennen für eine Person, die einen starkes Verständnis für ihren Purpose hat?
Amanda Davies: Ein Beispiel für jemanden mit einem starken Purpose ist die Nobelpreisträgerin Malala Yousafzai. Sie ist eine Aktivistin für das Recht auf Bildung, insbesondere für Mädchen, und hat trotz großer persönlicher Risiken und Widrigkeiten ihre Mission fortgesetzt. Ihr Purpose gibt ihr die Leidenschaft und Ausdauer, um sich weiterhin für ihre Ziele einzusetzen und einen positiven Wandel in der Welt herbeizuführen.
Peter Dhillon: Ich stimme dem Beispiel von Malala zu und möchte noch einen weiteren Fall hinzufügen: der des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela. Er widmete sein Leben dem Kampf gegen die Apartheid und der Schaffung einer gerechteren Gesellschaft in Südafrika. Trotz jahrzehntelanger Haft und zahlreicher Rückschläge verlor er nie seinen Purpose aus den Augen und setzte sich leidenschaftlich für seine Überzeugungen und Ziele ein. Mandela ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie ein starker Purpose dazu beitragen kann, Menschen zu motivieren und ihnen die Kraft zu geben, auch unter schwierigen Umständen durchzuhalten.
Jetzt haben Sie beide populäre Beispiele genannt und ich würde da gerne einmal etwas tiefer gehen. Denn ich habe den Eindruck, dass Sie – obwohl Sie denselben Begriff verwenden – etwas anderes darunter verstehen. Frau Davies, mir fällt auf, dass Sie und Frau Duckworth vor allem sehr professionelle Menschen untersucht haben (Sportler, Künstler, Manager, Politiker) und dass Ihr Verständnis von Purpose ein recht hohes ist. In Ihrem Beispiel von Malala Yousafzai geht es um das Recht auf Bildung. Das ist ja ein hohes Anliegen.
Sie hingegen, Herr Dhillon, beschäftigen sich so wie Paul Dolan eher mit Purpose im Alltag und in – man könnte sagen – banaleren Situationen. Zum Beispiel geht es um den Lebenszweck den man spürt, wenn man die Kinder zur Schule bringt. Das ist nichts Nobles oder besonders Ehrenwürdiges. Zumindest wenn man es vergleicht mit dem Purpose "Recht auf Bildung". Diskutieren Sie das doch bitte einmal. Interpretiere ich das richtig?
Wollen Sie anfangen, Frau Davies?
Amanda Davies: Ja, ich verstehe, was Sie sagen. In meiner Forschung konzentriere ich mich oft auf Menschen, die in ihrem jeweiligen Bereich außergewöhnlich erfolgreich sind. Es ist wahr, dass diese Personen in vielen Fällen einem höheren Purpose folgen, der über ihre persönlichen Interessen hinausgeht. Dennoch möchte ich betonen, dass Purpose nicht zwangsläufig auf außergewöhnliche oder weltverändernde Ziele beschränkt sein muss. Purpose kann auch in alltäglichen Aktivitäten und Verantwortungen gefunden werden, wie zum Beispiel bei der Erziehung von Kindern, dem Aufbau von Beziehungen oder der Arbeit in einer Gemeinschaft. Das Wichtigste ist, dass Menschen einen Sinn und eine Bedeutung in dem sehen, was sie tun, und das kann auf vielen verschiedenen Ebenen erreicht werden.
Peter Dhillon: Da stimme ich zu. Ich möchte hinzufügen, dass Purpose in der Tat auf unterschiedlichen Ebenen erfahren werden kann. In meiner Arbeit untersuche ich, wie Menschen im Alltag Glück und Lebenssinn finden. Purpose ist nicht nur auf große, weltverändernde Ziele beschränkt, sondern kann auch in kleineren, alltäglicheren Aktivitäten und Entscheidungen gefunden werden. Das Gefühl, einen Beitrag zur Erziehung der eigenen Kinder zu leisten oder jemandem in der Gemeinschaft zu helfen, kann auch als Purpose betrachtet werden. Letztendlich geht es darum, Sinn und Bedeutung in den verschiedenen Aspekten unseres Lebens zu finden, unabhängig davon, wie groß oder klein diese Aspekte sein mögen.
Wie findet man denn seinen Lebenssinn heraus? Welche Ansätze haben Sie jeweils entwickelt? Wollen Sie diesmal anfangen, Herr Dhillon?
Peter Dhillon: Gerne. Paul und ich schlagen vor, dass Menschen ihren Purpose entdecken können, indem sie auf ihre Aktivitäten und Verhaltensweisen achten und herausfinden, welche Aspekte ihres Lebens ihnen das Gefühl von Sinnhaftigkeit und Bedeutung verleihen. Einige Schritte, die dabei helfen können, sind:
Selbstbeobachtung: Achten Sie darauf, bei welchen Aktivitäten Sie sich engagiert und erfüllt fühlen. Das kann Ihnen Hinweise darauf geben, welche Tätigkeiten für Sie sinnvoll sind.
Selbstreflexion: Denken Sie über Ihre Werte, Interessen und Leidenschaften nach und identifizieren Sie, was für Sie am wichtigsten ist.
Experimentieren: Probieren Sie verschiedene Aktivitäten und Rollen aus, um herauszufinden, welche Ihnen am meisten Freude bereiten und Ihrem Leben Sinn verleihen.
Gespräche führen: Sprechen Sie mit Freunden, Familie und Kollegen über Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse, um Ihre Perspektive zu erweitern und neue Ideen zu entwickeln.
Amanda Davies: Angela Duckworth und ich stimmen Herrn Dolan und Herrn Dhillon zu und ich möchte einige zusätzliche Vorschläge hinzufügen, die auf unserer Forschung zu Grit basieren:
Identifizieren Sie Ihre Leidenschaften: Denken Sie darüber nach, welche Themen oder Tätigkeiten Sie wirklich begeistern und fesseln, und versuchen Sie, diese in Ihr Leben zu integrieren.
Finden Sie einen übergeordneten Zweck: Überlegen Sie, wie Ihre Leidenschaften und Interessen zu einem höheren Ziel oder Wert beitragen können, der über Ihre persönlichen Bedürfnisse hinausgeht.
Setzen Sie langfristige Ziele: Entwickeln Sie konkrete, langfristige Ziele, die mit Ihrem Purpose verbunden sind, und unternehmen Sie Schritte, um diese Ziele zu erreichen.
Bleiben Sie offen für Veränderungen: Seien Sie bereit, Ihren Purpose im Laufe der Zeit weiterzuentwickeln, da sich Ihre Interessen und Umstände ändern können.
Indem Sie diese Schritte befolgen, können Sie Ihren Lebenssinn entdecken und Ihr Leben entsprechend gestalten.
Faszinierend, vielen Dank!
Wir reden ja über dieses Thema im Zusammenhang mit Financial Wellbeing. Kurzum geht es bei Financial Wellbeing ja darum, dass wir unser Geld so ausgeben und verdienen, dass es uns heute und morgen, und überübermorgen, glücklich macht. Warum ist die Reflexion über Purpose in diesem Zusammenhang so wichtig? Ich überlasse es diesmal Ihnen zu entscheiden, wer anfängt.
Amanda Davies: Ich fange mal an. Die Reflexion über unseren Purpose ist im Zusammenhang mit Financial Wellbeing wichtig, weil sie uns dabei hilft, unsere finanziellen Entscheidungen und Ziele besser auszurichten. Wenn wir ein klares Verständnis für unseren Lebenssinn haben, können wir unser Geld gezielter einsetzen, um die Aktivitäten, Erfahrungen und Werte zu fördern, die für uns am bedeutendsten sind. Das kann dazu führen, dass wir uns zufriedener und erfüllter fühlen, sowohl im Hinblick auf unsere finanzielle Situation als auch auf unser allgemeines Wohlbefinden.
Peter Dhillon: Ich stimme Frau Davies zu und möchte hinzufügen, dass Financial Wellbeing eng mit unserem allgemeinen Glück und Wohlbefinden verbunden ist. Wenn wir unseren Purpose kennen, können wir unsere finanziellen Ressourcen so einsetzen, dass sie sowohl Vergnügen als auch Sinnhaftigkeit fördern. Das bedeutet, dass wir unsere Geldausgaben auf Aktivitäten, Erfahrungen und Ziele konzentrieren, die sowohl Freude als auch Bedeutung in unserem Leben schaffen. Durch diese bewusste Ausrichtung unserer finanziellen Entscheidungen auf unseren Purpose können wir ein glücklicheres und erfüllteres Leben führen, das sowohl unseren kurzfristigen als auch langfristigen Zielen und Bedürfnissen entspricht.
Vielen Dank. Wir müssen zusammenfassen. Was würden Sie als die Top 3 Tips den Lesern meines Blogs mitgeben?
Amanda Davies: Hier sind meine Top 3 Tipps basierend auf meiner Forschung zu Grit und Purpose:
Identifizieren Sie Ihre Leidenschaften: Erforschen Sie, welche Interessen und Aktivitäten Sie begeistern, und integrieren Sie diese in Ihr Leben, um eine Grundlage für Ihren Purpose zu schaffen.
Verfolgen Sie langfristige Ziele: Setzen Sie sich klare, langfristige Ziele, die mit Ihrem Purpose verbunden sind, und entwickeln Sie einen Plan, um diese Schritt für Schritt zu erreichen.
Entwickeln Sie Durchhaltevermögen: Bleiben Sie engagiert und leidenschaftlich bei der Verfolgung Ihrer Ziele, auch wenn Sie auf Herausforderungen und Rückschläge stoßen.
Peter Dhillon: Und hier sind meine Top 3 Tipps basierend auf meiner Forschung zu Glück und Lebenssinn:
Achten Sie auf Vergnügen und Purpose: Analysieren Sie, wie Ihre täglichen Aktivitäten und Entscheidungen zu Ihrem Glück beitragen, und streben Sie danach, ein Gleichgewicht zwischen Vergnügen und Purpose in Ihrem Leben zu finden.
Seien Sie achtsam: Üben Sie Selbstbeobachtung und Selbstreflexion, um ein besseres Verständnis für Ihre Werte, Interessen und Leidenschaften zu entwickeln, die Ihrem Leben Sinn verleihen.
Gestalten Sie Ihre Umgebung: Optimieren Sie Ihre Umgebung und Verhaltensweisen, um Glück und Lebenssinn zu fördern, indem Sie positive Gewohnheiten entwickeln und sich auf Aktivitäten konzentrieren, die Ihnen Freude bereiten und Bedeutung vermitteln.
Indem Sie diese Tipps befolgen und Ihre finanziellen Entscheidungen auf Ihren Purpose ausrichten, können Sie Ihr Financial Wellbeing verbessern und ein glücklicheres, erfüllteres Leben führen.
Großartig. Vielen Dank für Ihre Insights. Da steckt sehr viel drin und meine Leser werden es sehr schätzen. Viele Grüße nach London und Philadelphia.
Amanda Davies: Vielen Dank für die interessante Diskussion und die Möglichkeit, unsere Forschung und Gedanken mit Ihren Lesern zu teilen. Es war uns eine Freude, hier zu sein. Viele Grüße aus Philadelphia!
Peter Dhillon: Es war ein Vergnügen, an diesem Gespräch teilzunehmen und unsere Erkenntnisse zum Thema Purpose und Financial Wellbeing beizutragen. Wir wünschen Ihnen und Ihren Lesern viel Erfolg auf dem Weg zu einem glücklicheren und erfolgreichen Leben. Viel Glück auch mit Ihrem Buch.
Wie gesagt: Peter Dhillon und Amanda Davies gibt es nicht wirklich. Aber wenn es sie als Schüler von Paul Dolan und Angela Duckworth gegeben hätte, und sie sich von ihren Lehrern inspiriert gezeigt hätten, dann hätten sie vielleicht so geantwortet.