Investieren mit Vanguard
UPDATE NOVEMBER 2023: Vanguard hat Anfang November leider angekündigt sich aus einigen europäischen Märkten -- inklusive Deutschland -- zurück zu ziehen. Die Empfehlung für diese Plattform ist entsprechend veraltet. Vanguard Funds können ebenso über andere Plattformen wie comdirect oder IngDiba gekauft werden. Ebenso gibt es dort Funds von iShares und dbxtrackers. Diese sind sicherlich ebenso "gut genug".
Ich möchte in diesem Blog keine Produktwerbung betreiben. Aber hier mache ich eine Ausnahme.
Ich freue mich darüber, dass man auch in Deutschland jetzt unkompliziert ein Depot eröffnen kann mit der Plattform von Vanguard. In Großbritannien und den USA gibt es vergleichbare Angebote von genau diesem Anbieter schon länger. Und ich sehe, dass viele meiner Kollegen im Finanzwesen ihre Altersvorsorge auf dieser Plattform betreiben (mich eingeschlossen).
In meinem Buch „Financial Wellbeing” schreibe ich im Kapitel „Altersvorsorge” von einigen Faustregeln für erfolgreiches langfristiges Anlegen an den Märkten. Sie lauten:
● Die laufenden Kosten des Sparplans – Fonds und Ordergebühren – sollten sehr niedrig sein.
● Der Anteil an Aktien sollte 100 minus Ihr Lebensalter betragen.
● Leisten Sie monatliche Beiträge in den Fonds und lassen Sie Ihr Portfolio in Ruhe – schauen Sie es sich am besten gar nicht an
All das klingt einfach und plausibel. Aber es ist in der Praxis nicht leicht umsetzbar und schwer zu durchschauen. Viele Anbieter sagen, dass sie günstige Kosten anbieten, tun das aber in Wirklichkeit gar nicht. Häufig sehr erfolgreiche Produkte in Deutschland, gemessen zum Beispiel an einem Fondsvolumen von mehr als 20 Milliarden Euro, nehmen beinahe 1,5% an laufenden Fondsmanagementkosten. Klingt wenig. Aber rechnen Sie mal nach. Die Einnahmen für den Fondsmanager betragen in dem genannten Beispiel 20 Milliarden x 1,5% = 300 Millionen Euro. 300 Millionen Euro! Kein Wunder, dass einige Finanzinstitute in Geld schwimmen.
Vanguard, im Vergleich, bietet viele Fonds für weniger als ein fünftel von einem Prozentpunkt ein: Der Weltfonds „Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) Distributing” zum Beispiel kostet gerade mal 0,22%. Und das ist wichtig! Denn es gibt signifikante Unterschiede in der Entwicklung desselben Fonds mit unterschiedlichen Kosten: Wenn wir pro Monat 200 Euro in den teuren Fonds investieren, der 1,5% jährlich kostet und im Schnitt 4,5% jährlich wächst, dann hätten wir nach 5 Jahren etwa 13.790 Euro, nach 10 Jahren etwa 30.133 Euro, nach 15 Jahren etwa 49.327 Euro und nach 20 Jahren etwa 72.756 Euro.
Im Vanguard Fonds, der nur 0,22% jährlich kostet und ebenfalls 4,5% jährlich wächst, hätten wir nach 5 Jahren etwa 14.016 Euro, nach 10 Jahren etwa 32.151 Euro, nach 15 Jahren etwa 53.432 Euro und nach 20 Jahren etwa 79.181 Euro.
Im ersten Fonds hätten wir nach 20 Jahren insgesamt etwa 8.129 Euro an den Fondsmanager gezahlt, während wir im anderen Fonds nur etwa 1.441 Euro an den Vanguard gezahlt hätten. Was ist Ihnen lieber?
„Na gut”, sagen Sie vielleicht, „aber wir zahlen beim teureren Fonds bestimmt auch für einen Service, den wir beim billigen Fonds nicht bekommen”. Ja, richtig. Beim teureren Fonds zahlen Sie in der Regel für einen aktiven Manager, der einen Überblick über den Fonds behält. Vanguard bietet lediglich einen passiven Fonds an. Hier ist der Unterschied:
Ein aktiver Manager ist für die Verwaltung des Investmentfonds verantwortlich. Das heißt er oder sie versucht durch gezielte Auswahl von Aktien, Anleihen oder anderen Wertpapieren eine höhere Rendite zu erzielen als der Markt im Allgemeinen. Der Fondsmanager führt hierzu eine umfangreiche Analyse von Unternehmen und Märkten durch und trifft Entscheidungen darüber, welche Wertpapiere gekauft und verkauft werden sollen, um das Portfolio zu optimieren. Dafür zahlen Sie ihm oder ihr viel Geld.
Im Gegensatz zum aktiven Fondsmanager, der versucht, den Markt zu schlagen, versuchen die passiven Fonds von Vanguard den Markt nur zu replizieren. Ein passiver Fonds ist ein Fonds, der einen Index wie den DAX oder den MSCI World Index abbildet. Das bedeutet, dass er in alle Wertpapiere investiert, die in dem Index enthalten sind, und versucht, deren Performance zu replizieren, ohne dabei aktiv Entscheidungen darüber zu treffen, welche Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen sind.
Warum ist passiv also besser als aktiv? Das Problem an aktiven Fonds ist, dass sie in der Regel keine besseren Renditen erzielen als passive Fonds. Der Grund: Aktive Manager sind auch nur Menschen. Und Menschen machen für Menschen typische Fehler. Studien zeigen, dass Fondsmanager oft übermäßig selbstbewusst und überzeugt von ihren Fähigkeiten sind, was dazu führt, dass sie zu häufig handeln und unnötige Transaktionskosten verursachen. Zudem können auch Emotionen wie Angst, Gier und Herdenverhalten dazu führen, dass Fondsmanager schlechtere Entscheidungen treffen und dadurch schlechter abschneiden als passive Fonds, die einfach nur den Markt abbilden.
Passive Fonds werden natürlich nicht nur von Vanguard angeboten. Sie können ebenso gute und passive Indexfonds von Blackrock (dem weltweit größten Vermögensverwalter, der unter der Marke iShares eine breite Palette von passiven Fonds anbietet), Amundi (einem französischen Vermögensverwalter), DWS (die Deutsche Asset Management bietet unter der Marke Xtrackers ebenfalls eine breite Palette von passiven Fonds und ETFs an) und Lyxor (einem französischen Vermögensverwalter) erwerben.
Der Grund, warum ich mich für Vanguard entscheiden würde, liegt in seinen Mischfonds – oder dem, was Vanguard die LifeStrategy Fonds nennt. Diese Fonds sind sogenannte „Fonds-of-Fonds". Das bedeutet, dass sie in eine Auswahl von Vanguard-Indexfonds investieren. Die LifeStrategy Fonds haben unterschiedliche Aktien- und Anleihen-Allokationen, die auf verschiedene Anlageziele und Risikoprofile ausgerichtet sind. Die Allokationen werden automatisch angepasst, um das Risiko auf lange Sicht auf einem angemessenen Niveau zu halten. Vanguard nennt diese Fonds auch „All-in-one-Portfolios", da sie eine einfache Möglichkeit bieten, ein diversifiziertes Portfolio zu erstellen, ohne einzelne Wertpapiere selbst auswählen zu müssen.
Wie gesagt, ich empfehle als zweite Faustregel, dass „der Anteil an Aktien in Ihrem Portfolio 100 minus Ihr Lebensalter betragen sollte”. In meinem Beispiel: Ich bin knapp über 40, also sollte der Anteil an Aktien in meinem Portfolio 100-40=60% betragen.
Jetzt könnte ich Zeit darauf verwenden, mir eine Anlagestrategie zu bauen, die ungefähr 60% Aktien beinhaltet und 40% sicherere Papiere wie Anleihen. Oder ich könnte einfach in den „Vanguard LifeStrategy 60% Equity UCITS ETF (EUR) Distributing” einzahlen.
Job done! Bei laufenden Kosten von 0.25%. So einfach kanns gehen!
Leider bietet Vanguard in Deutschland noch nicht die Zielfonds an – vielleicht kommt das. Auf meine Nachfrage hin allerdings wurde mir bestätigt, dass es hierfür keine Pläne gibt.
Zur Zeit müssen Sie deshalb alle paar Jahre Ihre Strategie anpassen. Im Alter von 50 Jahren zum Beispiel – und weil es keinen Vanguard Life Strategy 50% Equity Fond gibt – verkaufen Sie die Hälfte vom „Vanguard LifeStrategy 60%” Fonds und investieren den verkauften Anteil in den „Vanguard LifeStrategy 40% Equity” – so haben Sie 50% insgesamt in Aktien. Mit 60 verkaufen Sie den anderen Anteil und sind dann zu 100% im 40% Equity Fonds.
Eine weitere Sache, die mir bei Vanguard gefällt, ist, dass das Produkt so unaufgeregt ist. Dieser Punkt berücksichtigt meine dritte Faustregel. Bei Vanguard gibt es keine Apps, keine spannenden Features oder regelmäßige Anlagetipps, die dazu verleiten könnten, die Anlagestrategie zu überprüfen. Hierin liegt eine weitere verhaltenswissenschaftliche Erkenntnis: Die beste Anlagestrategie ist eine, die man einmal getroffen hat, die man beibehält, und dann am besten vergisst. Zu häufiges Anpassen – wie bei den aktiven Fondsmanager gesehen – wirkt sich negativ auf den langfristigen Erfolg aus. Vanguard konzentriert sich deshalb darauf, Sie auf Ihre langfristigen Ziele fokussiert zu halten. In den LernLounges des Anbieters, sowie dessen Newsletters und Webinaren, lernt man deshalb vor allem, wie man richtig langfristig investiert unter Berücksichtigung von vielen in den Verhaltenswissenschaften beobachteten Fehlern.
Es gibt viele Experten, die Ihnen versprechen, eine erfolgreiche Altersvorsorge aufzubauen. Und es gibt viele Anbieter, die tolle Performance bei günstigen Kosten versprechen. In Wirklichkeit schneiden diese schlechter ab als der Markt selbst und sind teurer sind als nötig. Vanguard bietet hingegen eine Plattform mit niedrigen Kosten, die es Anlegern ermöglicht, langfristig und erfolgreich in den Märkten zu investieren. Meine drei Faustregeln für eine erfolgreiche Altersvorsorge, die im Artikel genannt und in einem Buch ausgeführt werden, sind in dieses Produkt eingeschrieben. Wenn man diese Regeln befolgt und sich für günstige Anbieter wie Vanguard entscheidet, halte ich langfristigen Erfolg für sehr wahrscheinlich.